Natürliche Kalkfelsflur (RF)

Natürlich entstandene, bewaldete und unbewaldete Felsen und Felswände aus Kalk-, Dolomit- und Gipsgestein sowie am Felsfuß gelegene offene Felsschutthalden (Drachenfels 2011).

FFH:Kalk- und Gipsfelsen werden insgesamt dem LRT 8210 »Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation« zugeordnet, sofern im jeweiligen Felskomplex zumindest teilweise Spaltenvegetation (s) vorhanden ist (dies trifft bei den meisten dieser Felsbereiche zu). Pionierrasen auf Felsköpfen (p) gehören zum prioritären LRT 6110 »Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)«. Größere Blaugras-Rasen (RHB) sind dem LRT 6210 »Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia)« anzuschließen. Die Kalk- und Gipsschuttfluren entsprechen dem prioritären LRT 8160 »Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas«.
Da sich die niedersächsischen Kalkfelsen innerhalb Deutschlands am Arealrand befinden, werden auch Felsen mit fragmentarischer Ausprägung der im Interpretation Manual genannten Pflanzengesellschaften einbezogen.
Diese vier LRT der Kalkfelskomplexe können i.d.R. nicht untereinander abgrenzt werden, so dass ihre jeweilige Flächengröße im Gelände ermittelt werden muss (in qm).
Schutz nach § 30 Abs. 2 Nr. 5 BNatSchG: Natürliche Felsen, die mehr als 1,50 m aus dem Boden ragen, sind ohne Mindestfläche und unabhängig von ihrer Vegetation geschützt, ebenso natürliche Block- und Geröllhalden. Letztere treten in den Kalk-, Dolomitund Gipsgebieten Niedersachsens grundsätzlich im Zusammenhang mit Felsen auf, so dass sich die Angabe einer Mindestgröße erübrigt. Größere Halden sind vielfach von Schluchtwald-Gesellschaften (s. 1.4), selten auch von trockenwarmem Ahorn-Lindenwald (s. 1.1.3) bewachsen und diesen ebenfalls den geschützten Biotoptypen zuzuordnen.
Zum geschützten Felsbereich gehören neben Felswand, Felskopf sowie Block- und Geröllhalde auch der Felsfuß ohne Gesteinshalde, d.h. ein ca. 1-2 m breiter Streifen am unteren Rand des Felsens sowie Bereiche unterhalb eines Felsüberhanges (Balmen).
Kleinere Felsbereiche innerhalb geschlossener Wälder werden als Neben- oder zusätzlicher Hauptcode innerhalb des jeweiligen Waldtyps erfasst, sind aber aufgrund ihres besonderen Schutzes separat abzugrenzen, wenn der umliegende Wald nicht geschützt ist (z. B. frischer Kalkbuchenwald).

Untereinheiten

7.1.1 Natürliche Kalk- und Dolomit-Felsflur (RFK):

Felsen aus Kalk- und Dolomitgesteinen.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit **
Biotoptyp Deutschland: 32.01.01 natürlicher und naturnah entwickelter Karbonatfels

7.1.2 Natürliche Gips-Felsflur (RFG):

Felsen aus Gipsgesteinen.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit **
Biotoptyp Deutschland: 32.01.04 natürlicher und naturnah entwickelter Gipsfels

7.1.3 Natürliche Kalk- und Dolomit-Schutthalde (RFH):

Durch Verwitterung von Felsen, vereinzelt auch durch Hangrutschungen entstandene Ansammlungen von feinem oder grobem Kalkschutt, selten auch Blockhalden.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit **
Biotoptyp Deutschland: 32.04.01 natürliche und naturnah entwickelte Schutthalde aus Karbonatgestein (inkl. Mergel)

7.1.4 Natürliche Gips-Schutthalde (RFS):

Ausprägung aus Gipsgestein.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 32.04.04 natürliche und naturnah entwickelte Schutthalde aus Gipsgestein

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Natürliche Kalk-Felsflur (RFK), Barbis Natürliche Kalk-Felsflur (RFK), Barbis (In Karte anzeigen)
Natürliche Kalkfelsflur (RFK), Hohenstein Natürliche Kalkfelsflur (RFK), Hohenstein (In Karte anzeigen)
Natürliche Kalk-Schutthalde (RFH), Hohenstein Natürliche Kalk-Schutthalde (RFH), Hohenstein (In Karte anzeigen)

Natürliche Kalk-Schutthalde (RFH), Brunkensen Natürliche Kalk-Schutthalde (RFH), Brunkensen (In Karte anzeigen)
Natürliche Gipsfelsflur (RFG), Düna Natürliche Gipsfelsflur (RFG), Düna (In Karte anzeigen)
Natürliche Gipsfelsflur (RFG), Sachsenstein Bad Sachsa Natürliche Gipsfelsflur (RFG), Sachsenstein Bad Sachsa (In Karte anzeigen)

Natürliche Gips-Schutthalde (RFS), Neuhof Natürliche Gips-Schutthalde (RFS), Neuhof (In Karte anzeigen)

Kennzeichnende Pflanzenarten

Pflanzengesellschaften:
- 7.1.1: Acinos arvensis (p), Allium senescens ssp. montanum (p), Asplenium rutamuraria (s), Asplenium scolopendrium (s), Asplenium trichomanes (s), Asplenium viride(s), Calamagrostisvaria, Carex humilis, Cerastium brachypetalum (p), Cystopteris fragilis (s), Dianthus gratianopolitanus, Hieracium spp., Hornungia petraea (p), Poa compressa (p), Polygala amara, Saxifraga tridactylites (p), Sedum spp. (p), Sesleria albicans ssp. albicans, Sisymbrium austriacum, Sisymbrium strictissimum, Teucrium botrys (p), einzelne Arten der Kalk-Magerrasen (s. 8.4), Moose und Flechten u.a.
- 7.1.2: Neben einigen der bei 7.1.1 genannten Arten Festuca pallens, Gypsophila repens und Cardaminopsis petraea.
- 7.1.3, 7.1.4: Galeopsis angustifolia, Gymnocarpium robertianum, Teucrium botrys, Vincetoxicum hirundinaria u. a.
* In Klammern die FFH-relevanten Zusatzmerkmale, für die die jeweilige Art vorwiegend kennzeichnend ist. Die übrigen Arten besiedeln teils Spalten, teils Felsrasen (vgl. auch 8.4.4) und -säume. Typische Moos- und Flechtenarten der o.g. Phanerogamen-Gesellschaften können auch als Kennarten verwendet werden.

Asplenium trichomanes - Brauner Streifenfarn (s) Asplenium trichomanes - Brauner Streifenfarn (s)
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Natürliche Kalkfelsflur (RFK), Bad Grund