Küstendünen-Grasflur und -Heide (KD)

Durch Windeinwirkung entstandene, 0,5 bis > 20 m hohe Sandhügel auf den Nordseeinseln und an der Festlandsküste; vegetationsarm oder mit Grasfluren, sonstiger krautiger Vegetation und Heiden. Trockene Dünentäler und -randbereiche mit entsprechender Vegetation sind eingeschlossen (Drachenfels 2011).

FFH:KDV entspricht dem LRT 2110 »Primärdünen«, KDW dem LRT 2120 »Weißdünen mit Strandhafer (Ammophila arenaria)«, KDG (mit den 4 Untertypen) dem prioritären LRT 2130 »Festliegende Küstendünen mit krautiger Vegetation (Graudünen)«, KDH dem prioritären LRT 2140 »Entkalkte Dünen mit Empetrum nigrum (Braundünen)« [Ausprägungen ohne Empetrum ggf. dem prioritären LRT »2150 Festliegende entkalkte Dünen der atlantischen Zone (Calluno-Ulicetea)«], KDB dem LRT 2160 »Dünen mit Hippophaë rhamnoides«, KDN dem LRT 2170 »Dünen mit Salix arenaria ssp. argentea (Salicion arenariae)«.
KDO und KDR sind den jeweils umliegenden Dünen-LRT anzuschließen (meist KDW oder KDG).
KDF ist i. d. R. dem prioritären LRT 2130 zuzuordnen, junge Stadien ggf. zu 2120. Bei sehr geringer Größe Einbindung in den LRT 1330.

Schutz nach § 30 Abs. 2 Nr. 6 BNatSchG:Geschützt als Dünen im Bereich der Küste , kleinere Dünenreste mit typischer Dünenvegetation im Siedlungsbereich ab ca. 100 qm. Mindesthöhe einzelner Dünen ca. 0,5 m (in Dünenkomplexen aber einschließlich flacherer Sandaufwehungen mit typischer Vegetation, v. a. bei Primärdünen).
Einbezogen sind auch Dünen, die durch künstliche Sandfangvorrichtungen entwickelt wurden. Künstlich aufgeschüttete Sandwälle, die noch nicht durch natürliche Sandbewegung dünenartig überformt wurden, gehören aber zu 3.14.
Aufforstungen und waldartige Gehölzbestände natürlicher Entstehung auf Dünen und in Dünentälern sind den Typen von Abschnitt 1 zuzuordnen, unterliegen aber – bei Forsten nur hinsichtlich des Dünenstandortes – ebenfalls dem Schutz von § 28a.
Die Magerrasenvegetation der Graudünen (Silbergrasfluren, Sandlieschgras-Rasen usw.) sind außerdem als Magerrasen, die Dünenheiden als Zwergstrauchheiden gemäß geschützt.

Untereinheiten

3.9.1 Binsenquecken-Vordüne (KDV):

Anfangsstadium der Dünenentwicklung (»Primärdüne«).
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V
Biotoptyp Deutschland: 10.01 Vordüne

3.9.2 Strandhafer-Weißdüne (KDW):

Bis zu mehreren Meter hohe Dünen mit kalkreichen, aber salzarmen Standortbedingungen und hoher Morphodynamik durch ständige Sandzufuhr (»Sekundärdüne«).
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V
Biotoptyp Deutschland: 10.02 Weißdüne

3.9.3 Graudünen-Grasflur (KDG):

Bis zu mehreren Metern hohe, kalkärmere, im Oberboden mäßig mit Humus angereicherte Düne; nur noch geringe Übersandung, weitgehend lagestabil (»Tertiärdüne«).
- 3.9.3.1 Trockenrasen basenreicher Graudünen (KDK): Artenreiche Rasen mit Arten der Sandschillergras-Gesellschaften (Koelerion albescentis), v. a. im Übergangsbereich zu den Weißdünen.
- 3.9.3.2 Trockenrasen basenarmer Graudünen (KDA): Artenärmere, meist moos- und flechtenreiche Silbergras- und Kleinschmielen-Rasen alter Graudünen.
- 3.9.3.3 Borstgras-Rasen der Küstendünen (KDM): Magere, mäßig trockene bis mäßig feuchte Rasen, sehr selten und kleinflächig, v.a. im Übergangsbereich zu Dünentälern bzw. im Kontakt zu Braundünen. Besonders auf niedrigen, basenarmen Dünen innerhalb von Weideflächen.
- 3.9.3.4 Sonstige Grasflur der Graudünen (KDS): Hochwüchsige, mehr oder weniger dichte Grasfluren, meist mit Dominanz von Strandhafer und Sand-Segge. Kennarten der Untertypen 1-3 allenfalls vereinzelt beigemischt. Teilweise Übergänge zu KDR.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V
Biotoptyp Deutschland:
10.03 Graudünen (Dünenrasen)
10.03.01 Dünenpionierrasen mit einjähriger lückiger Vegetation
10.03.02 Dünenrasen mit geschlossener Narbe und überwiegend ausdauernden Arten

3.9.4 Küstendünen-Heide (KDH):

Von Krähenbeere, selten auch von Besenheide dominierte Zwergstrauchbestände der Grau- und Braundünen (Salici repentis-Empetretum nigri); auch Bestände von Tüpfelfarn mit geringem Zwergstrauchanteil. Falls größere Heideflächen ohne Krähenbeere auftreten, sind diese gesondert zu erfassen: KDH c = Küstendünen-Heide aus Besenheide (ohne Krähenbeere).
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V
Biotoptyp Deutschland:
10.04 Braundünen (Küstendünenheiden)
10.04.01 Krähenbeer-Heide der Küstendünen
10.04.02 Calluna-Heide auf Küstendünen

3.9.5 Niedrigwüchsiges Küstendünengebüsch (KDN):

Gebüsche aus Kriech-Weide (Polypodio-Salicetum arenariae), seltener auch mit Bibernell-Rose (Roso pimpinellifoliae-Salicetum arenariae).
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 10.06.02 Dünengebüsch mit Kriechweiden-Teppich

3.9.6 Sanddorn-Küstendünengebüsch (KDB):

Gebüsche mit Sanddorn (Anteil mind. 25%, keine Dominanz von Neophyten) einschließlich eingestreuter Holunder-Bestände (Hippophao-Salicetum arenariae, Pyrolo-Hippophaëtum); meist im Übergangsbereich zwischen Weiß- und Graudünen.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 10.06.01 Dünengebüsch mit Sanddorn

3.9.7 Sonstiges Gebüsch der Küstendünen aus heimischen Arten (KDZ):

Trockene bis mäßig feuchte Dünenbereiche mit Sukzessions-Gebüschen aus Weißdorn, Hunds- Rose, Birke, Zitter-Pappel, Holunder und anderen Gehölzarten, die im niedersächsischen Tiefland autochthone Vorkommen haben. Anteil von Sanddorn < 25%.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V(IV), Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 10.06.03 sonstiges Dünengebüsch mit anderen autochthonen Arten (z. B. Rosa pimpinellifolia)

3.9.8 Ruderalisierte Küstendüne (KDR):

Dünen (meist Graudünen) mit Dominanz von Ruderal- und Kahlschlagarten wie Schmalblättriges Weidenröschen, Brennnessel, Disteln, Land-Reitgras u. a. Vorwiegend in Möwenkolonien sowie in Siedlungsbereichen.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V(IV)

3.9.9 Vegetationsfreier Küstendünenbereich (KDO):

Größere vegetationsfreie Sandanrisse innerhalb der Dünengebiete und Wanderdünen.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V(IV)

3.9.10 Salzwiesen-Düne (KDF):

Flache (ca. 0,5-2 m hohe) Dünen oder Dünenausläufer innerhalb von Salzwiesen. Ganz oder teilweise bei Sturmfluten überflutet. Mischung aus Arten der Weiß- und Graudünen, der Salzwiesen und Spülsäume. Meist Dominanz von Strandhafer, oft auch Quecke.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V

3.9.11 Kartoffelrosen-Gebüsch der Küstendünen (KDX):

Gebüsche mit Dominanz der Kartoffel-Rose (Rosa rugosa).
Biotoptyp Deutschland: 10.06.04 Dünengebüsch mit nicht autochthonen Arten (z. B. Rosa rugosa)
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): II

3.9.12 Sonstiger Gehölzbestand der Küstendünen (KDY):

Gebüsche und Gehölze aus standortfremden Arten wie Silber-Pappel, Ahorn, Latschen-Kiefer und anderen neophytischen Gehölzarten.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): II
Biotoptyp Deutschland: 10.06.04 Dünengebüsch mit nicht autochthonen Arten (z. B. Rosa rugosa)

(In Karte anzeigen)= Zentrieren der Karte auf den blauen Fotostandort

Binsenquecken-Vordüne (KDV), Norderney Binsenquecken-Vordüne (KDV), Norderney
Strandhafer-Weißdüne (KDW), Schillig Strandhafer-Weißdüne (KDW), Schillig (In Karte anzeigen)
Sonstige Grasflur der Graudünen (KDGS), Schillig Sonstige Grasflur der Graudünen (KDGS), Schillig (In Karte anzeigen)

Trockenrasen basenarmer Graudünen (KDGA), Norderney Trockenrasen basenarmer Graudünen (KDGA), Norderney (In Karte anzeigen)
Krähenbeer-Küstendünenheide (KDE), Norderney Krähenbeer-Küstendünenheide (KDE), Norderney
Ruderalisierte Küstendüne mit Lycium barbarum (KDR), Norderney Ruderalisierte Küstendüne mit Lycium barbarum (KDR), Norderney (In Karte anzeigen)

Vegetationsfreier Küstendünenbereich (KDO), Norderney Vegetationsfreier Küstendünenbereich (KDO), Norderney (In Karte anzeigen)

Kennzeichnende Pflanzenarten

Hervorgehoben sind Arten bzw. Unterarten, die in Niedersachsen weitgehend auf Küstendünen beschränkt sind. Grundsätzlich sind Küstendünen aber durch die Standortbedingungen definiert und unabhängig von der Vegetationsausprägung geschützt.

- KDV: Elymus farctus ssp. borealiatlanticus, Cakile maritima, Leymus arenarius, Honckenya peploides, Salsola kali u. a.

- KDW: Ammophila arenaria, Calystegia soldanella, Eryngium maritimum, Leymus arenarius, Lathyrus maritimus, Sonchus arvensis u.a.

- KDG: Aira praecox, Carex arenaria, Corynephorus canescens (var. maritimus), Festuca rubra ssp. arenaria, Jasione montana (var. litoralis), Trifolium arvense, Viola canina (var. dunensis) sowie weitere Arten der Sandmager- und Borstgrasrasen (s. 8.2, 8.3).

- KDK: Anthyllis vulneraria ssp. maritima, Koeleria arenaria, Phleum arenarium, Silene otites, Thalictrum minus, Viola tricolor ssp. tricolor (var. maritima) u. a.

- KDA: Rumex acetosella, Cladonia spp., Polytrichum spp., Campylopus introflexus u.a.
- KDM: Nardus stricta, Viola canina u.a. (vgl. 8.2).

- KDS: Ammophila arenaria, Carex arenaria, Rubus caesius u.a.

- KDH: Calluna vulgaris, Emperum nigrum, Polypodium vulgare u.a.

- KDN: Rosa spinosissima, Salix repens ssp. dunensis (= arenaria) u.a.

- KDB: Hippophaë rhamnoides, Salix repens ssp. dunensis, Sambucus nigra u. a.

- KDZ: Crataegus spp., Betula pendula, Populus tremula, Sambucus nigra u.a.

- KDR: Anchusa officinalis, Calamagrostis epigejos, Epilobium angustifolium, Urtica dioica, Urtica urens, Cirsium arvense u.a.

- KDF: Ammophila arenaria, Armeria maritima, Elymus spp., Sonchus arvensis, Linaria vulgaris u.a.

- KDX: Rosa rugosa

- KDY: Acer pseudoplatanus, Pinus mugo, Populus alba, Prunus serotina u.a.

Empetrum nigrum - Krähenbeere (KDH) Empetrum nigrum - Krähenbeere (KDH)
Salix repens ssp. dunensis - Kriechweide (KDN) Salix repens ssp. dunensis - Kriechweide (KDN)
Picture

Graudünen-Grasflur (KDG), Borkum