Sonstiges artenreiches Feucht- und Nassgrünland (GF)

Wiesen, Weiden und Mähweiden sowie noch nicht völlig im Arteninventar veränderte Grünlandbrachen auf nassen bis wechselfeuchten Standorten, die durch hochanstehendes Grund-, Stau- oder Quellwasser, z. T. auch durch zeitweilige Überflutung geprägt sind. Hoher Anteil von Feuchtgrünland-(Molinietalia-) oder Flutrasen-(Agropyro-Rumicion-)Arten, aber keine oder nur wenige Seggen, Binsen und Hochstauden nasser Standorte. Vegetationskundlich den Pfeifengras-, Brenndolden- oder Sumpfdotterblumen-Wiesen (einschließlich fragmentarischer Ausprägungen) oder Flutrasen zuzuordnen. Im Gegensatz zum feuchten Intensivgrünland gemäß 9.5 - abgesehen von manchen Flutrasen - relativ artenreich. Flutrasen sind nur einbezogen, wenn sie im Überflutungsbereich von Gewässern
(z. B. in Flutrinnen von Auen) oder in natürlichen, zeitweilig überstauten Senken
von Grünland auftreten (s. u.) (Drachenfels 2011).

FFH:Der Untertyp GFP ist dem LRT 6410 »Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)«, der Untertyp GFB dem LRT 6440 »Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii)« zuzuordnen.
Schutz nach §24 NAGBNatSchG:
geschützt ab ca. 100 - 200 qm und einer Mindestbreite von ca. 5 bis 8 m (je nach Qualität). Siehe auch Besondere Hinweise in Drachenfels (2004)

Untereinheiten

9.4.1 Wechselfeuchte Brenndolden-Wiese (GFB):

Wie GFF, aber keine oder nur wenige Seggen (außer Carex praecox in bestimmten Ausprägungen) und Hochstauden (Binsen fehlen diesem Grünlandtyp meist). Vorwiegend trockenere Ausprägungen von Brenndolden-Wiesen (Cnidion) mit Tendenz zum mesophilen Grünland, Übergänge zu Flutrasen oder intensiver genutzte Varianten mit Tendenz zum artenarmen Intensivgrünland.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 35.02.02 Brenndolden-Auenwiesen

9.4.2 Sonstiger Flutrasen (GFF):

Agropyro-Rumicion-Gesellschaften wie 9.3.7, aber keine oder nur wenige Seggen, Binsen und Hochstauden (oft weniger nass oder intensiver genutzt). Nur Vorkommen im Überflutungsbereich von Gewässern (einschließlich Qualmwasserbereichen) und in zeitweise überstauten Senken. Einbezogen sind auch Wiesenfuchsschwanz- und Queckenwiesen mit zahlreichem Vorkommen von Flutrasenarten in häufig überfluteten Flussauen. I.d.R. auf mineralischen Böden. Die Einbeziehung von stärker nutzungsbeeinflussten Flutrasen auf Moorstandorten in Auen ist im Einzelfall zu prüfen.
Flutrasenartiges Intensivgrünland anderer Standorte (z. B. auf häufig umgebrochenen, stark gedüngten Moorböden außerhalb von Auen) ist bei 9.5 oder 9.6 einzuordnen.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): IV(III)
Biotoptyp Deutschland: 35.02.05 Flutrasen

9.4.3 Sonstiges nährstoffreiches Feuchtgrünland (GFS):

Calthion- und kennartenarme Molinietalia-Gesellschaften, die nicht den anderen Typen zuzuordnen sind.

(In Karte anzeigen)= Zentrieren der Karte auf den blauen Fotostandort

Wechselfeuchte Brenndolden-Wiese (GFB), Schnackenburg Wechselfeuchte Brenndolden-Wiese (GFB), Schnackenburg
Sonstiger Flutrasen (GFF), Haselünne Sonstiger Flutrasen (GFF), Haselünne (In Karte anzeigen)
Sonstiges nährstoffreiches Feuchtgrünland (GFS), Großefehn Sonstiges nährstoffreiches Feuchtgrünland (GFS), Großefehn

Kennzeichnende Pflanzenarten

Pflanzengesellschaften:
Dominante Arten von 9.4.1, 9.4.2 und 9.4.3 sind meist Süßgräser wie Alopecurus pratensis, Anthoxanthum odoratum, Deschampsia cespitosa, Festuca rubra, Holcus lanatus, Poa pratensis, Poa trivialis. Auch in verschiedenen Grünlandtypen verbreitete Kräuter wie Cardamine pratensis, Ranunculus acris, Rumex acetosa, Vicia cracca u.a. treten meist zahlreich auf.

Kennarten der Biotoptypen sind:
- GFB (vgl. 9.3.4): Cnidium dubium, Gratiola officinalis und Viola persicifolia, wobei die beiden letztgenannten Arten auch in Flutrasen und Sumpfdotterblumen-Wiesen von Stromtälern auftreten. In Kombination mit diesen Arten sind auch die Molinion-Arten Galium boreale, Inula salicina, Silaum silaus und Serratula tinctoria kennzeichnend für Brenndolden-Wiesen. In den trockensten Ausprägungen treten Magerrasenarten hinzu wie Carex praecox und Galium verum.
- GFF (vgl. 9.3.7): Agrostis stolonifera, Alopecurus geniculatus, Festuca arundinacea, Glyceria fluitans, Inula britannica, Oenanthe fistulosa, Persicaria amphibia, Potentilla anserina, Ranunculus flammula, Rorippa palustris, Rorippa sylvestris, Veronica scutellata, Cerastium dubium (nur an der Mittelelbe). In Vergesellschaftung mit diesen Arten auch Phalaris arundinacea und Glyceria maxima, regional außerdem Acorus calamus.
- GFS (vgl. 9.3.6): Bromus racemosus, Caltha palustris, Lotus pedunculatus, Silene flos-cuculi, Myosotis palustris agg., Bistorta officinalis (außerhalb des Harzes, dort auch in Bergwiesen), Senecio aquaticus.
Dominanzbestände dieser Röhrichtarten, die infolge Mahd oder Beweidung keine Röhrichtstruktur ausbilden, sind je nach Ausprägung als Sumpf (s. 5.1) oder Flutrasen einzuordnen. Typisch für Flutrasen sind auch Agrostis canina, Lysimachia nummularia, Mentha arvensis, Potentilla reptans, Ranunculus repens, Rumex crispus, Plantago major und Stellaria palustris. Teilweise gehören Elymus repens, Poa trivialis oder Alopecurus pratensis zu den dominierenden Arten. Grünland mit hohem Anteil anderer Gräser wie Lolium perenne, Festuca pratensis oder Holcus lanatus sind i. d. R. nicht als Flutrasen einzustufen.

Lychnis flos-cuculi - Kuckucks-Lichtnelke (GFS) Lychnis flos-cuculi - Kuckucks-Lichtnelke (GFS)
Agrostis stolonifera - Weißes Straußgras (GFF) Agrostis stolonifera - Weißes Straußgras (GFF)
Cirsium dissectum - Englische Kratzdistel (GFP) Cirsium dissectum - Englische Kratzdistel (GFP)

Galium boreale - Nordisches Labkraut (GFP) Galium boreale - Nordisches Labkraut (GFP)
Inula salicina - Weidenblättriger Alant (GFP) Inula salicina - Weidenblättriger Alant (GFP)
CSelinum carvifolia - Kümmelblättrige Silge (GFP) CSelinum carvifolia - Kümmelblättrige Silge (GFP)

Serratula tinctoria - Färberscharte (GFP) Serratula tinctoria - Färberscharte (GFP)
Silaum silaus - Wiesensilge (GFP) Silaum silaus - Wiesensilge (GFP)
Betonica officinalis - Heil-Ziest (GFP) Betonica officinalis - Heil-Ziest (GFP)

Gratiola officinalis - Gottes-Gnadenkraut (GFB) Gratiola officinalis - Gottes-Gnadenkraut (GFB)
Bromus racemosus - Traubige Trepse (GFS) Bromus racemosus - Traubige Trepse (GFS)
Caltha palustris - Sumpfdotterblume (GFS) Caltha palustris - Sumpfdotterblume (GFS)

Lotus pedunculatus - Sumpf-Hornklee (GFS) Lotus pedunculatus - Sumpf-Hornklee (GFS)
Lychnis flos-cuculi - Kuckucks-Lichtnelke (GFS) Lychnis flos-cuculi - Kuckucks-Lichtnelke (GFS)
Myosotis scorpioides - Gewöhnliches Sumpf-Vergissmeinnicht (GFS) Myosotis scorpioides - Gewöhnliches Sumpf-Vergissmeinnicht (GFS)

Bistorta officinalis - Schlangen-Knöterich (GFS) Bistorta officinalis - Schlangen-Knöterich (GFS)
Senecio aquaticus - Wasser-Greiskraut (GFS) Senecio aquaticus - Wasser-Greiskraut (GFS)
Agrostis stolonifera - Weißes Straußgras (GFF) Agrostis stolonifera - Weißes Straußgras (GFF)

Alopecurus geniculatus - Knick-Fuchsschwanzgras (GFF) Alopecurus geniculatus - Knick-Fuchsschwanzgras (GFF)
Festuca arundinacea - Rohr-Schwingel (GFF) Festuca arundinacea - Rohr-Schwingel (GFF)
Glyceria fluitans - Flutender Schwaden (GFF) Glyceria fluitans - Flutender Schwaden (GFF)

Oenanthe fistulosa - Röhriger Wasserfenchel (GFF) Oenanthe fistulosa - Röhriger Wasserfenchel (GFF)
Potentilla anserina - Gänsefingerkraut (GFF) Potentilla anserina - Gänsefingerkraut (GFF)
Ranunculus flammula - Brennender Hahnenfuß (GFF) Ranunculus flammula - Brennender Hahnenfuß (GFF)

Rorippa palustris - Gewöhnliche Sumpfkresse (GFF) Rorippa palustris - Gewöhnliche Sumpfkresse (GFF)
Rorippa sylvestris - Wilde Sumpfkresse (GFF) Rorippa sylvestris - Wilde Sumpfkresse (GFF)
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Sonstiger Flutrasen (GFF), Braunschweig