Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese (GN)

Grünland (einschließlich noch grünlandartiger und hochstaudenreicher Brachen) auf nassen bis wechselnassen Standorten, die durch hochanstehendes Grund-, Stau- oder Quellwasser, z. T. auch durch zeitweilige Überflutung geprägt sind; zahlreiches Vorkommen von Seggen, Binsen und/oder Hochstauden) feuchter bis nasser Standorte, daneben meist weitere Nasswiesenarten (Drachenfels 2011).

FFH:Die Untertypen GNA und GNK entsprechen dem LRT 6410 »Pfeifengras- wiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)«. Der Untertyp GNS ist dem LRT 6440 »Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii)« zuzuordnen.

Schutz nach § 30 Abs. 2 Nr. 3 BNatSchG:
Geschützt je nach Ausprägung ab ca. 100-200 qm Größe und einer Mindestbreite von ca. 5-8 m. Kennzeichnende Seggen-, Binsen- oder Hochstaudenarten (fettgedruckt) müssen in zahlreichen Exemplaren auf der Fläche verteilt sein, andernfalls Zuordnung zu 9.4 (meist artenreicheres Extensivgrünland) oder 9.5 (artenarmes Intensivgrünland).
Trockenere Ausprägungen von Pfeifengras- und Brenndolden-Wiesen fallen auch bei relativ zahlreichem Vorkommen der mit * markierten Hochstauden unter 9.4, wenn Nässezeiger fehlen oder nur sehr vereinzelt vertreten sind.
Flatterbinsenreiches, mäßig feuchtes Grünland ohne Kennarten von Feucht- wiesen (Molinietalia) oder andere Nässezeiger (z. B. Flutrasen-, Sumpf- oder Röhrichtarten) ist nicht als binsenreiches Nassgrünland einzustufen (je nach Ausprägung zu 9.1 oder 9.5).

Untereinheiten

9.3.1 Basen- und nährstoffarme Nasswiese (GNA):

Ungedüngte, meist einschürig genutzte oder brachgefallene Wiesen (seltener Weiden) auf (wechsel-)nassen, basen- und nährstoffarmen Böden mit Kennarten bzw. typischen Arten der Pfeifengras-Wiesen (Molinion s.l.); in Niedersachsen nur noch kleine Restbestände; Cirsio dissecti-Molinietum (nur westliches Ostfriesland), Junco-Molinietum und ähnliche, meist binsen- und kleinseggenreiche Wiesen magerer Feuchtstandorte (vgl. auch 9.3.3). Im Unterschied zu feuchten Borstgras-Rasen (8.2.1) zahlreicheres Vorkommen von Grünlandarten (Molinietalia, Molinio-Arrhenatheretea).
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 35.02.01 Pfeifengraswiesen auf kalkarmem Standort

9.3.2 Basenreiche, nährstoffarme Nasswiese (GNK):

Ungedüngte, meist einschürig genutzte oder brachgefallene Wiesen auf wechselnassen, nährstoffarmen, aber basenreichen Böden (oft über Mergel oder Ton) mit Nässezeigern und typischen Arten der Pfeifengras-Wiesen (Molinion); in Niedersachsen nur wenige kleine Restbestände; Stachyo-Molinietum bzw. Molinietum caeruleae.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 35.02.02 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Standort

9.3.3 Magere Nassweide (GNW):

Wenig oder nicht gedüngtes, beweidetes Grünland (bzw. entsprechende Brachen) auf (wechsel-)nassen, meist basenarmen Böden, das vegetationskundlich weder den Pfeifengras-Wiesen (Molinion s.l.), noch den Sumpfdotterblumen-Wiesen (Calthion) zuzuordnen ist; kleinseggen- und/oder binsenreich; pflanzensoziologisch teilweise als nasseste Ausprägungen zum Cynosurion oder zum Epilobio-Juncetum effusi gestellt; oft mit Übergängen zu Borstgras-Rasen oder Kleinseggen-Rieden. Im Tiefland regional in kleinflächigen Beständen verbreitet.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V(IV), Regfähigkeit *

9.3.4 Wechselnasse Stromtalwiese (GNS):

Wechselfeuchte bis -nasse, artenreiche Wiesen (seltener beweidet) mit Nässezeigern und Kennarten der Brenndolden-Wiesen (Cnidio-Violetum persicifoliae), einschließlich der Übergänge zur WiesensilgenWiesen (Sanguisorbo-Silaëtum), in subkontinental beeinflussten Stromtälern; Arteninventar ähnlich wie bei 9.3.2, aber nährstoffreichere, oft zeitweilig überflutete Standorte. Hauptvorkommen im Naturraum Untere Mittelelbe-Niederung.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 35.02.02 Brenndolden-Auenwiesen

9.3.5 Mäßig nährstoffreiche Nasswiese (GNM):

Artenreiche Sumpfdotterblumen-Wiesen (Calthion) auf nassen, mesotrophen Standorten, gekennzeichnet durch zahlreiches Vorkommen von Knabenkräutern und/oder Arten der Kleinseggen-Riede, z. B. Senecioni-Brometum racemosi agrostietosum caninae, Angelico-Cirsietum oleracei caricetosum fuscae.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 35.02.03 sonstiges extensives Feucht- und Nassgrünland der planaren bis submontanen Stufe

9.3.6 Nährstoffreiche Nasswiese (GNR):

Mehr oder weniger artenreiches Grünland auf nassen, nährstoffreichen Böden mit Kennarten der Sumpfdotterblumen-Wiesen (Calthion) und/oder des Feuchtgrünlands (Molinietalia); Bromo-Senecionetum, Polygono-Cirsietum oleracei, Poo palustris-Lathyretum palustris (Übergänge zu GNS), jeweils eutrophe Ausprägungen ohne oder mit wenigen Exemplaren von Kleinseggen und Knabenkräutern; häufiger aber kennartenarme Molinietaliaund Calthion-Bestände bzw. nährstoffreiche Nasswiesen mit Kennarten von feuchten Hochstaudenfluren (Filipendulion) oder Großseggen-Rieden (z. B. Carex acuta).
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V(IV), Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 35.02.03 sonstiges extensives Feucht- und Nassgrünland der planaren bis submontanen Stufe

9.3.7 Seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen (GNF):

Häufig überflutetes bzw. durch starke Beweidung geprägtes Nassgrünland mit Dominanz von Flutrasen-Arten; Ranunculo-Alopecuretum geniculati, Potentillo-Festucetum arundinaceae und andere Agropyro-Rumicion-Gesellschaften.
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): V(IV), Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland: 35.02.05 Flutrasen

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Basen- und nährstoffarme Nasswiese (GNA), Emsbüren Basen- und nährstoffarme Nasswiese (GNA), Emsbüren (In Karte anzeigen)
Basenreiche, nährstoffarme Nasswiese (GNK), Hannover Basenreiche, nährstoffarme Nasswiese (GNK), Hannover (In Karte anzeigen)
Nährstoffreiche Nasswiese (GNR), Braunschweig Nährstoffreiche Nasswiese (GNR), Braunschweig (In Karte anzeigen)

Mäßig nährstoffreiche Nasswiese (GNM), Braunschweig Mäßig nährstoffreiche Nasswiese (GNM), Braunschweig (In Karte anzeigen)
Seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen (GNF), Mittegroßefehn Seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen (GNF), Mittegroßefehn (In Karte anzeigen)

Kennzeichnende Pflanzenarten

Pflanzengesellschaften: (nasse bis feuchte Standorte anzeigende Seggen, Binsen, Simsen und Hochstauden hervorgehoben):
Feuchtgrünlandarten wie Achillea ptarmica, Cirsium palustre, Galium palustre, Galium uliginosum, Juncus articulatus, Juncus acutiflorus, Juncus conglomeratus, Juncus effusus, Juncus filiformis, Juncus inflexus, Lotus pedunculatus, Silene floscuculi, Sanguisorba officinalis, Valeriana dioica;
Arten mit Schwerpunkten in Kleinseggen- und Großseggen-Gesellschaften wie Agrostis canina, Carex acuta, Carex acutiformis, Carex aquatilis, Carex canescens, Carex otrubae, Carex disticha, Carex echinata, Carex nigra, Carex panicea, Carex riparia, Carex vulpina, Carex vesicaria, Carex rostrata, Iris pseudacorus, Peucedanum palustre;
oder in feuchten Hochstaudenfluren wie Angelica sylvestris, Epilobium hirsutum, Eupatorium cannabinum, Filipendula ulmaria, Geranium palustre, Lysimachia vulgaris, Lythrum salicaria, Stachys palustris, Symphytum officinale, Thalictrum flavum, Valeriana officinalis agg., Pseudolysimachion longifolium;
oder in Röhrichten wie Acorus calamus, Equisetum fluviatile, Glyceria maxima, Phalaris arundinacea.
- GNA zusätzlich: Cirsium dissectum, Gentiana pneumonanthe, Hierochloë odorata, Molinia caerulea, Selinum carvifolia, Succisa pratensis, besonders nasse Ausbildungen mit Arten der Braunseggensümpfe (v.a. Eriophorum angustifolium, Hydrocotyle vulgaris, Potenti lla palustris, Viola palustris) u. a. Auch Magerkeitszeiger wie Luzula campestris agg. und Potentilla erecta. Typische Binsenarten sind v.a. Juncus acutiflorus und Juncus conglomeratus, typische Seggen Carex nigra und Carex panicea.
- GNK zusätzlich: Carex hostiana, Carex tomentosa, Dianthus superbus, Galium boreale, Galium wirtgenii, Iris sibirica, Molinia caerulea, Ophioglossum vulgatum, Selinum carvifolia , Silaum silaus , Serratula tinctoria, Betonica officinalis, Thalictrum lucidum, dazu kalkliebende Arten wie Briza media, Carex flacca, Linum catharticum, Inula salicina, Parnassia palustris, Pulicaria dysenterica u.a.
- GNW: Keine eigenen Kennarten; oft Dominanz von Anthoxanthum odoratum, Carex nigra, Festuca rubra, Holcus lanatus und Juncus effusus; Arten wie Carex ovalis, Luzula campestris und Potentilla erecta deuten Übergänge zu Borstgras-Rasen an; typische Arten sind u. a. auch Carex canescens, Hydrocotyle vulgaris, Molinia caerulea, Juncus filiformis und Viola palustris. Bestände oft auffallend moosreich.
- GNS zusätzlich: Allium angulosum, Cnidium dubium (wichtigste Kennart des Cnidion, die anderen Arten weniger stet und z. T. häufiger in Ufersäumen), Gratiola officinalis, Scutellaria hastifolia, Silaum silaus, Pseudolysimachion longifolium, Viola persicifolia, und einige Arten von 9.3.2; im Gegensatz zu typischen Pfeifengras-Wiesen oft hoher Anteil von Arten nährstoffreicheren Wirtschaftsgrünlands wie Alopecurus pratensis und Poa pratensis; z. T. auch Arten von 9.3.7 beigemischt.
- GNM und GNR zusätzlich: Bromus racemosus, Caltha palustris, Cirsium oleraceum, Crepis paludosa, Equisetum palustre, Geum rivale, Lathyrus palustris, Mentha aquatica, Myosotis palustris agg., Poa palustris, Bistorta officinalis, Scirpus sylvaticus, Senecio aquaticus, Stellaria palustris u. a., zusätzlich oft auch Arten von 9.3.7 (v.a. bei Beweidung).
- GNM gegenüber GNR: Carex panicea, Carex nigra, Dactylorhiza maculata agg., Dactylorhiza majalis, weitere Arten mit Schwerpunkt in mesotrophen, basenreichen oder basenarmen Kleinseggen-Rieden und Mooren (z. B. Carex echinata, Juncus acutiflorus, Juncus conglomeratus, Valeriana dioica, Potentilla palustris, Eriophorum angustifolium).
- GNF zusätzlich: Agrostis stolonifera, Alopecurus geniculatus, Carex hirta, Eleocharis palustris, Festuca arundinacea, Glyceria fluitans, Inula britannica, Juncus compressus, Lysimachia nummularia, Mentha arvensis, Mentha longifolia, Oenanthefistulosa, Potentilla anserina, Potentilla reptans, Ranunculus flammula, Ranunculus repens, Rorippa amphibia, Rorippa sylvestris, Rorippa palustris, Sium latifolium, Stellaria palustris, Veronica scutellata u.a.
* Kennarten nur in Kombination mit eindeutigen Nassgrünlandarten, da diese Seggen-, Binsen- und Hochstaudenarten auch in anderen Grünlandtypen auftreten.

Carex vesicaria - Blasen-Segge Carex vesicaria - Blasen-Segge
Carex aquatilis - Wasser-Segge Carex aquatilis - Wasser-Segge
Carex acutiformis - Sumpf-Segge Carex acutiformis - Sumpf-Segge

Carex flacca - Blaugrüne Segge Carex flacca - Blaugrüne Segge
Carex canescens - Grau-Segge Carex canescens - Grau-Segge
Carex rostrata - Schnabel-Segge Carex rostrata - Schnabel-Segge

Carex riparia - Ufer-Segge Carex riparia - Ufer-Segge
Carex disticha - Zweizeilige Segge Carex disticha - Zweizeilige Segge
Carex vulpina - Fuchs-Segge Carex vulpina - Fuchs-Segge

Carex nigra - Wiesen-Segge Carex nigra - Wiesen-Segge
Carex echinata - Igel-Segge Carex echinata - Igel-Segge
Carex acuta - Schlank-Segge Carex acuta - Schlank-Segge

Carex otrubae - Hain-Segge Carex otrubae - Hain-Segge
Iris pseudacorus - Sumpf-Schwertlilie Iris pseudacorus - Sumpf-Schwertlilie
Peucedanum palustre - Sumpf-Haarstrang Peucedanum palustre - Sumpf-Haarstrang

Cirsium palustre - Sumpf-Kratzdistel Cirsium palustre - Sumpf-Kratzdistel
Juncus articulatus - Gewöhnliche Glieder-Binse Juncus articulatus - Gewöhnliche Glieder-Binse
Juncus acutiflorus - Spitzblütige Binse Juncus acutiflorus - Spitzblütige Binse

Juncus conglomeratus - Knäuel-Binse Juncus conglomeratus - Knäuel-Binse
Juncus compressus - Zusammengedrückte Binse Juncus compressus - Zusammengedrückte Binse
Juncus inflexus - Blaugrüne Binse Juncus inflexus - Blaugrüne Binse

Lythrum salicaria - Blutweiderich Lythrum salicaria - Blutweiderich
Stachys palustris - Sumpf-Ziest Stachys palustris - Sumpf-Ziest
Epilobium hirsutum - Zottiges Weidenröschen Epilobium hirsutum - Zottiges Weidenröschen

Pseudolysimachion longifolium -  Langblättriger Ehrenpreis (GNS) Pseudolysimachion longifolium - Langblättriger Ehrenpreis (GNS)
Cirsium dissectum - Englische Kratzdistel (GNA) Cirsium dissectum - Englische Kratzdistel (GNA)
Gentiana pneumonanthe - Lungenenzian (GNA) Gentiana pneumonanthe - Lungenenzian (GNA)

Selinum carvifolia - Kümmelblättrige Silge (GNA, GNK) Selinum carvifolia - Kümmelblättrige Silge (GNA, GNK)
Iris sibirica - Sibirische Schwertlilie (GNK) Iris sibirica - Sibirische Schwertlilie (GNK)
Silaum silaus - Wiesensilge (GNK, GNS) Silaum silaus - Wiesensilge (GNK, GNS)

Serratula tinctoria - Färberscharte (GNK) Serratula tinctoria - Färberscharte (GNK)
Betonica officinalis - Heil-Ziest (GNK) Betonica officinalis - Heil-Ziest (GNK)
Carex flacca - Blaugrüne Segge (GNK) Carex flacca - Blaugrüne Segge (GNK)

Carex ovalis - Hasenpfoten-Segge (GNW) Carex ovalis - Hasenpfoten-Segge (GNW)
Cirsium oleraceum - Kohldistel (GNM, GNR) Cirsium oleraceum - Kohldistel (GNM, GNR)
Scirpus sylvaticus - Wald-Simse (GNM, GNR) Scirpus sylvaticus - Wald-Simse (GNM, GNR)

Dactylorhiza majalis - Breitblättriges Knabenkraut (GNM) Dactylorhiza majalis - Breitblättriges Knabenkraut (GNM)
Carex hirta - Behaarte Segge (GNF) Carex hirta - Behaarte Segge (GNF)
Rorippa amphibia - Wasser-Sumpfkresse (GNF) Rorippa amphibia - Wasser-Sumpfkresse (GNF)

Sium latifolium - Breitblättriger Merk (GNF) Sium latifolium - Breitblättriger Merk (GNF)
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Mäßig nährstoffreiche Nasswiese (GNM), Braunschweig