Naturnaher Bach (FB)
Fließgewässer (auch zeitweise trockenfallende) bis ca. 5 m Breite (bei mittlerem Wasserstand) mit naturnaher Struktur ihres Verlaufs und Querschnitts; je nach Typ mehr oder weniger vielgestaltige Morphologie (strukturreiche Prall- und Gleitufer,
Kolke, unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten, unterschiedliche Tiefen, verschiedene Substratkörnungen usw.); keine oder nur vereinzelte und kleinräumige anthropogene Strukturveränderungen (Drachenfels 2011).
FFH:Bäche, die zumindest stellenweise Pflanzengesellschaften des Ranunculion fluitantis oder eine Wasservegetation aus flutenden Moosen (v. a. Fontinalis) aufweisen, entsprechen dem LRT 3260 »Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und Callitricho-Batrachion«. Sie werden durch das Zusatzmerkmal »f« gekennzeichnet. Stark beschattete, blockreiche oder wasserarme Oberläufe ohne derartige Vegetation sowie sehr langsam fließende Tieflandbäche mit für Stillgewässer typischen Pflanzengesellschaften (Teile von FBN und FBM) sind keine LRT.
Abschnitte naturnaher Marschbäche (FBM) mit deutlichem Tideeinfluss, die in die Ästuare von Elbe, Weser oder Ems münden, werden dem LRT 1130 »Ästuarien« angeschlossen.
Schutz nach § 30 Abs. 2 Nr. 1 BNatSchG:Bachabschnitte mit naturnaher Struktur sind unabhängig von der Wasserqualität geschützt´(ab ca. 20 m Länge).
Wertstufe nach Bierhals et al. (2004): alle Untereinheiten V, Regfähigkeit *
Biotoptyp Deutschland:
23.01.01 natürliches und naturnahes Rhitral
23.01.02 natürliches und naturnahes Potamal
Untereinheiten
4.4.1 Naturnaher Berglandbach mit Blocksubstrat (FBB):
Berglandbäche mit sehr starkem Gefälle, grobem Substrat (hoher Anteil von Blöcken mit >30 cm ø, z.T. auch anstehender Fels) und meist gestrecktem bis mäßig geschwungenem Lauf. Überwiegend schnell fließend und sommerkalt (Rhithral).4.4.2 Naturnaher Bach des Berg- und Hügellands mit Schottersubstrat (FBH):
Bäche des Berg- und Hügellands mit mäßigem bis starkem Gefälle, vorherr-schend schotterigem bzw. kiesigem Substrat (daneben z.T. auch größere Stei-ne, wenig Feinmaterial) und (je nach Talform) gestrecktem bis geschlängeltem Lauf. Überwiegend mäßig schnell fließend und sommerkalt (Rhithral).4.4.3 Naturnaher Bach des Berg- und Hügellands mit Feinsubstrat (FBL):
Wie 4.4.2, aber geringeres Gefälle und hoher Anteil von feinkörnigem Substrat (Ton, Lehm, Sand), daneben meist auch viel Grobsubstrat (z.B. Kiesbänke). Oft stark eingetieft, stellenweise mit Lehm- bzw. Lösssteilwänden. Rhithral und Übergänge zum Potamal (langsamer fließend, sommerwarm).4.4.4 Naturnaher Geestbach mit Kiessubstrat (FBG):
Bäche in Geestgebieten des Tieflands mit hoher bis mäßiger Fließgeschwindigkeit (Rhithral), vorherrschend kiesigem bis schotterigem, vereinzelt auch blockreichem Sediment und geschwungenem bis geschlängeltem Lauf.4.4.5 Naturnaher Tieflandbach mit Sandsubstrat (FBS):
Wie 4.4.4, aber mit überwiegend sandigem Substrat (allenfalls kleinflächig kiesige Bereiche eingestreut). V.a. in Flugsand- und Talsandgebieten, sekundär auch in Grund- und Endmoränenbereichen mit von Natur aus kiesigem Bachsubstrat. Teils Rhithral, teils Potamal.4.4.6 Naturnaher Tieflandbach mit Feinsubstrat (FBF):
Bäche mit geringer bis mittlerer Fließgeschwindigkeit (Potamal), überwiegend schlammigem Substrat und (von Natur aus) meist mäandrierendem Lauf.4.4.7 Naturnaher Marschbach (FBM):
Sehr langsam fließende Bäche mit schlickigem Feinsubstrat in den Fluss- und eingedeichten Küstenmarschen, von Natur aus im Unterlauf mit Tideeinfluss, heute (ggf. bis auf kurze Mündungsabschnitte) durch Siele reguliert.4.4.8 Naturnaher Bach mit organischem Substrat (FBO):
Überwiegend langsam fließende Moorbäche mit Substrat aus Torf bzw. organischem Schlamm. Wasservegetation je nach Ausprägung ähnlich wie bei 4.4.4 bis 4.4.6, von Natur aus sehr flache Gewässer innerhalb von Niedermoorvegetation ohne deutliche Uferlinie, heute meist stärker eingetieft und mit Torfabbruchkanten4.4.9 Bach-Staustrecke mit naturnaher Uferstruktur (FBA):
Durch alte Querbauwerke (z.B. Mühlenwehre) aufgestaute Bachabschnitte mit naturnaher Uferstruktur und -vegetation. Bei ausreichender Besonnung nach längerem Anstau Entwicklung von Stillgewässervegetation. Die Abgrenzung endet oberstrom mit dem Beginn einer deutlichen Strömung, unterstrom unterhalb der Barriere.= Zentrieren der Karte auf den blauen Fotostandort
Kennzeichnende Pflanzenarten
Pflanzengesellschaften: (oft spärlich vorhanden):
- FBB (4.4.1): fast ausschließlich Moose und Flechten, z. B. Fontinalis squamosa, Hygrohypnum ochraceum, Scapania undulata.
- FBH (4.4.2) und FBG (4.4.3): Berula erecta, Callitriche hamulata, Callitriche platycarpa, Glyceria fluitans, Phalaris arundinacea, Ranunculus fluitans, Sparganium erectum, Sparganium emersum, Veronica beccabunga u.a.; flutende Wassermoose: Fontinalis antipyretica, Rhynchostegium riparoides, Octodiceras fontanum u. a.
- FBH (4.4.2) zusätzlich: Glyceria notata, Ranunculus trichophyllus, Zannichellia palustris (kalkreiche Bäche), Mimulus guttatus u.a.
- FBG (4.4.3) zusätzlich: Elodea canadensis, Juncus bulbosus, Myriophyllum alterniflorum, Potamogeton alpinus, Nitella flexilis, Ranunculus peltatus, Ranunculus penicillatus u.a.
- FBN (4.4.4): einige der bei 4.4.2 und 4.4.3 genannten Arten, außerdem Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in langsam fließenden und stehenden, nährstoffreichen Gewässern wie Ceratophyllum demersum, Glyceria maxima, Hydrocharis morsusranae, Lemna minor, Nuphar lutea, Potamogeton crispus, Potamogeton pectinatus, Potamogeton perfoliatus, Phragmites australis, Sagittaria sagittifolia u.a.
- FBM (4.4.5): wie 4.4.4, außerdem Arten der Tideröhrichte wie v.a. Bolboschoenus maritimus.